Die Bürgerpreisverleihung fand am 25. Januar, 18:30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses Zittau statt. Während, wie in den letzten Jahren, drei Projekte mit der Statue des Polnischen Künstlers ausgezeichnet wurden, erhielten die restlichen Nominierten eine Urkunde als Ehrung für ihr ehrenamtliches Engagement. Die Bürgerstiftung Zivita, die den Preis auslobte, gibt es seit 2004. Sie will das bürgerschaftliche Engagement auf ehrenamtlicher Basis im Landkreis Görlitz fördern.
Für den Landkreis Görlitz lobte die Bürgerstiftung zivita zum 13. Mal den Bürgerpreis für ehrenamtliches Engagement aus. Sowohl Personen als auch Vereine und Institutionen konnten bis zum 4. Oktober 2018 vorgeschlagen werden. Entscheidend war, dass das ehrenamtliche Wirken anderen zu Gute kommt. Der Vorschlag konnte unter ein bestimmtes Thema gestellt werden, z.B. „Lebenswerk“, „Jugend im Ehrenamt“, „Alltagsheld“ oder „Ehrenamt im Verborgenen“.
Den Bürgerpreis erhielten:
Horst Gramß, geb. 22.02.1936
Horst Gramß hat den Beruf eines Glasbläsers in Lauscha gelernt. Bis 1992 hat er erfolgreich in der Weißwasseraner Glasindustrie gearbeitet. Ab 1990 setzte er sich für die Gründung des Glasmuseums ein, um die epocheprägende Geschichte der heute fast 150jährigen Weißwasseraner Glasindustrie für die Nachwelt zu bewahren. 1993 wurde er Mitglied des im gleichen Jahr gegründeten Förderverein Glasmuseum Weißwsser e.V., arbeitete in der Arbeitsgruppe „Bewertung/Ausstellungen“ und wurde 2009 dessen Leiter. Horst Gramß führt seine ehrenamtliche Tätigkeit in vorbildlicher Weise und höchster Qualität aus. Er wendet dabei monatlich durchschnittlich 50 Stunden auf.
Aufgrund seiner beruflichen und seines diesbezüglichen Wissens ist er als Letzter im Förderverein überhaupt noch in der Lage, die dem Glasmuseum übergebenen Gläser zeitlich korrekt einem Glasbetrieb in Weißwasser zuzuordnen und mit einer entsprechenden Kommentierung zu versehen. Damit ist er für das Glasmuseum unersetzlich.
Er hat unzählig Ausstellungen kuratiert und durchgeführt. Umfangreiche Aktivitäten entfaltet er im Zusammenhang mit Anfragen an das Glasmuseum zu Gläsern und Persönlichkeiten, bei Führungen durch das Museum sowie bei der Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen.
Ursula und Horst Richter
Ursula und Jochen Richter aus Großhennersdorf engagieren sich seit über 35 Jahren für notleidende Bürger und Einrichtungen in Polen. Frau Richter war zu DDR-Zeiten zuständig für die Betreuung der polnischen Gastarbeiter in der Textilindustrie hier in der Oberlausitz. Auf Grund dieser Tätigkeit sind private Kontakte entstanden. Das Elend im Nachbarland sah man damals schon und versorgte die Familien und Einrichtungen (sogar während der Zeit von Solidarnosc) mit wichtigen Dingen. Nach der politischen Wende 1990 könnten beide Ihre Aktivitäten verstärken und da nunmehr die Grenzen offen waren, mehr Menschen erreichen. Familie Richter sammelte alles alltagstaugliche wie Möbel, Elektrogeräte, Spielsachen, Schulartikel und vor allem Bekleidung. All die Dinge sammelten Sie in Ihren Garagen, sortierten diese und verbrachten diese dann an Schulen, Vereine, Privatpersonen und viele mehr.
Auf Grund der großen Hilfsbereitschaft bei der Beschaffung wichtiger Dinge (Rollstühle, Pflegebetten, Schulbedarfsartikel....), trat Familie Richte ab 2004 an die Familie Skiba heran, da diese ein großes Fahrzeug hatten, um weiter den Transport sicher zu stellen. Dadurch war auch die Möglichkeit weitere Strecken zu absolvieren. Unter anderem beräumte man im Bayrischen Wald eine Skischule und konnte über 50 paar Ski nebst Schuhen und Bekleidung an die Behindertenschule nach Zgorzelec bringen. Da nun mehr Unterstützung für beide vorhanden war, konnte man natürlich weitere Kreise einbeziehen und neue Projekte anschieben. Eine seit Jahren gelungene Aktion, ist Kinder für Kinder. Dabei sollen die Kinder Spielsachen, Bekleidung oder ähnliches was Sie nicht mehr benötigen, aber noch in Ordnung ist, als Geschenk verpacken und für Waisenhäuser in Polen zu Weihnachten verschenken. Die Aktion läuft nun das 5. Jahr und in 2016, haben wir weit über 130 Kinder glücklich machen dürfen. Partner dieser Aktion ist die Grundschule und die Kita Großhennersdorf. Für 2017 hat sich auch die Grundschule Mittelherwigsdorf und die Olbersdorfer Schule bereiterklärt, diese Aktion zu unterstützen. Seit einem Jahr arbeiten Richters intensiv mit einem Sozialverein mit Sitz in Zgorzelec zusammen. Dieser Verein ist in ganz Polen aufgestellt und somit ist die Hilfe notwendiger denn je.
Familie Richter war eine der Ersten Familie, die bei dem verheerenden Hochwasser 2010 mit Hilfsgütern nach Polen unterwegs waren. Das Soziallager in Bogatynia wurde täglich angefahren.
Armin Schlage, geb. 16.6.1939
In seiner Schulzeit begann er mit Geigenunterricht. 1956 wurde das „Collegium musicum der Zittauer Kantorei“ gegründet, Armin Schlage gehörte dazu, das machte ihn stolz. Durch seinen intensiven weiteren Geigenunterricht, konnte er in den 60iger Jahren die Konzertmeisterfunktion übernehmen. 1972 wurde da Collegium erweitert. Es wurden Holz- und Blechbläser aus Dresden zusätzlich verpflichtet, um große Oratorien aufführen zu können. Daneben entstanden rein orchestrale Aufführungsreihen. Ständige Kontakte zur Kreismusikschule führten dem Collegium junge Musiker zu, die gerade auch in Armin Schlage ein Vorbild sahen und hier ihre Prägung bekamen. Einige sind erfolgreiche Berufsmusiker geworden. Armin Schlage kümmerte sich aber nicht um die „innerbetriebliche Ordnung“ im Collegium, sondern engagierte sich auch in vielen handwerklichen Einsätzen an der Erhaltung der Johanniskirche als Aufführungsstätte.
Armin Schlage überlegte, ob er die Musik nicht zu seinem Beruf machen sollte. Er bewarb sich an der Musikhochschule Dresden und bestand die Aufnahmeprüfung. Er konnte 1986 beim Sorbischen Nationalensemble in Bautzen beginnen, wo er bis zu seinem Renteneintritt 2004 erfolgreich tätig war. Hier stellte er auch mehrfache Kontakte zwischen seinem Beruf und seinem Ehrenamt her, die in einer gemeinsamen Aufführung im Jahr 1999 in der Johanniskirche Zittau gipfelte.
Die ehrenamtliche Tätigkeit beim Collegium musicum Zittau lag ihm aber weiterhin sehr am Herzen. Er überbrückte immer wieder „führungslose“ Zeiten bei Kantorenwechsel (insgesamt sieben Mal) und war immer ein Vorbild in Qualität und Kontinuität.
Als Rentner fand er mehr Zeit zum Komponieren. Er schuf eine ansehnliche Zahl von eingängigen Werken, die genau auf das Collegium zugeschnitten sind und sich bei Publikum und Orchester großer Beliebtheit erfreuen. Der ehrenamtliche Aufwand für Armin Schlage liegt bei mehr als 50 Proben- und Aufführungsterminen pro Jahr. Obwohl Armin Schlage inzwischen im achtzigsten Lebensjahr ist, nicht er seine Kapellmeisterfunktion weiterhin ungebrochen und mit hoher Professionalität war.
Ehrenurkunden erhielten:
• André Neutag aus Görlitz - engagiert in der Jugendarbeit der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke, Landesverband Sachsen
• Marianne Berger aus Zittau - gehört als eine der ersten der Selbsthilfegruppe "Frauen nach Brustkrebs" an und durch ihre Aktivitäten ein Hoffnungszeichen für alle neuen Betroffenen
• Dr. Christine Schneider aus Kurort Oybin - Initiatorin eines gemeinnützigen Wohnprojektes, bei der Nachbarschaftshilfe und Miteinander sowie Umweltfreudlichkeit und Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen
• Hans-Jochen Riedel aus Görlitz - seit über 50 Jahren im Gehörlosenverein Görlitz tätig - erst als Jugendleiter, später als Vorstand und heute als stellv. Vorsitzender des Vereins
• Rosemarie Reuter aus Löbau - kümmert sich liebevoll um den Oelsaer Teich und sorgt dort für Ordnung
• "Renate Junge aus Görlitz - ehrenamtliche Leiterin im Förderverein Kulturstadt Görlitz-Zgorzelec e.V.), der Führungen auf den Rathausturm, den Dicken Turm und den Hotherturm (Görlitz) sowie auf Türme in Zgorzelec anbietet"
• Andreas Herrmann aus Herrnhut - Strahwalde - deckt in der Saison von April bis Okt. dreimal in der Woche die Öffnungszeiten des Zinzendorfer Schlosses ab und bietet Führungen durch das Denkmalsobjekt an
• Roland Klug aus Zittau - betreut als Ortswegwart die Wanderwege in der Stadt Zittau
• Dietmar Spittler aus Olbersdorf - ist seit über 50 Jahren im ehrenamtlichen Naturschutz tätig, betreut den Weißstorch im Altlandkreis Zittau und engagiert sich auch im Olbersdorfer Kindergarten, um schon die Kleinsten für Naturschutz zu gewinnen
• Kerstin Hildebrand aus Görlitz, OT Ludwigsdorf - Vorstandsmitglied im Heimatverein Ludwisgdorf und engangierte Ortschronistin, Organisatorin der Ausstellung "90 Jahre Schule Ludwigsdorf"
• Lückendorfer Förderverein Euroregion Neiße e.V aus mit Ulf Krumnow als Vorsitzenden - Zusammenschluss aus Vereinen der Gemeinde Oybin mit den Ortsteilen Oybin, Hain und Lückendorf zur Förderung des dörflichen Zusammenlebens sowie zur Pflege und zum Erhalt des traditionellen Brauchtums, der Begegnung in der Grenzregion mit deutschen, polnischen und tschechischen Partnern, der Förderung der Kinder- und Jugendbeteiligung in der Gemeinde sowie der Heimatpflege in der Oberlausitz
• Jan Lange aus Zittau - Vorsitzender des Eine-Welt e.V. und Initiator des Faire Frühstücks, mit dem Kulturarbeit unterstützt wird
• Martina Heine aus Ebersbach-Neugersdorf - Leiterin des Seniorenkreises Ebersbach (Sachs) der Gewerkschaft der ehemaligen Eisenbahner der Deutschen Reichsbahn und damit verantwortlich für zahlreiche Veranstaltungen
• Simone Bittrich aus Hainewalde - seit 1999 ehrenamtlich im Hospizdienst tätig und trotz Berufstätigkeit zuverlässig und sehr einfühlsam bei der Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase
• Martina Goldberg aus Großschönau - bereichert seit 1999 den Ambulanten Hospizdienst neben ihrer Augabe als Mutter und Betreuerin von Pflegekindern
• Martina Klapper aus Großschönau - begann mit ihrem Dienst ebenfalls 1999 und begleitete neben ihrer Berufstätigkeit bisher 25 betroffene Menschen auf einfühlsame Weise; sie engagiert sich außerdem in ihrer Kirchgemeinde und im Chor
• Brigitte Passow aus Hainewalde - begleitet seit 1999 Menschen auf ihrem letzten Weg; trotz ihrer knappen Freizeit widmet sie sich der Hospizarbeit und engagiert sich in ihrer Kirchgemeinde
• Ingrid Reuter aus Mittelherwigsdorf - kam 1999 zum Ambulanten Hospizdienst und übernahm seitdem mehr als 25 Begleitungen; heute ist sie im Rug´hestand, übernimmt aber oft kurzfristig dringende Besuche
Hier noch die Links zu den Filmen:
Herr Gramß: https://youtu.be/d5Dws4WJVCQ
Ehepaar Richter: https://youtu.be/-ZG_0seA9ns
Herr Schlage: https://youtu.be/TfApt5LgFUE