Wie wird ein Balkonkraftwerk installiert und in Betrieb genommen?
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Profitieren werden unter anderem Besitzer von Balkonkraftwerken. Die kleinen Solaranlagen erleben schon seit einiger Zeit einen Boom. Sie erzeugen bei sachgemäßer Nutzung etwa 40 Prozent des Strombedarfs eines Haushalts. Was ist bei der Installation und Inbetriebnahme zu beachten und welche Erleichterungen stehen bevor?
Was genau ist ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine PV-Anlage, die üblicherweise steckerfertig mit zwei bis vier Modulen, einem Wechselrichter und einer Befestigungsvorrichtung geliefert wird. Dabei ist der Standort, wie der Name den Anschein erweckt, nicht an die Befestigung am Balkongeländer gebunden. Die Anlage eignet sich auch für eine sonnige Stelle an der Hausfassade, auf der Verandaabdeckung, dem Gartenzaun oder auf der Carportüberdachung.
Immer mehr Verbraucher entscheiden sich dafür, ein Balkonkraftwerk zu kaufen, da damit auch die Bewohner der Millionen Miet- und Etagenwohnungen direkt an der Energiewende teilhaben können. Ein Balkonkraftwerk lässt sich ohne besonderes Know-how in Eigenregie aufbauen, ein Fachbetrieb muss nicht beauftragt werden.
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Balkonkraftwerk anschließen und der Stromzähler läuft langsamer
Die Module bestehen aus Silizium, fangen die Sonnenstrahlen auf und generieren daraus Gleichstrom. Der Wechselrichter hat mehrere Funktionen. Zum einen wandelt er den ankommenden Gleichstrom in Wechselstrom um. Damit werden alle Elektrogeräte wie die Waschmaschine, der Fernseher, die Kaffeemaschine und die Spülmaschine angetrieben. Zudem regelt er die Einspeisung bei der gesetzlich vorgeschriebenen Nennleistung von derzeit 600 Watt/Peak (Wp) ab.
Nach dem Aufbau wird die Anlage einfach mit einem Kabel über eine Steckdose mit dem Hausnetz verbunden. Danach läuft der Zähler im Keller langsamer und die Stromrechnung am Monatsende fällt signifikant niedriger aus.
Balkonkraftwerk in wenigen Schritten in Betrieb nehmen
Wer mit dem Gedanken spielt, sich in absehbarer Zeit ein Balkonkraftwerk zuzulegen, orientiert sich am besten an der im Folgenden beschriebenen Schritt-für-Schritt-Anweisung.
Planungsphase
Für die Installation eines Balkonkraftwerks ist eine Fläche von etwa vier bis sechs Quadratmeter notwendig, die tagsüber von der Sonne beschienen wird. Der Wechselrichter muss so eingestellt sein, dass er die Nennleistung bei 600 Wp abriegelt. Allerdings gilt es zu beachten, dass in Kürze eine Steigerung auf 800 Wp erwartet wird. Am besten eignet sich daher ein WLAN-fähiger Wechselrichter, der sich auf höhere Leistungen updaten lässt.
Die Module des Balkonkraftwerks sollten fähig sein, etwa 2.000 Watt zu erzeugen. Sie sind also größer zu dimensionieren als die Nennleistung. Dann wird auch bei schlechtem Wetter ausreichend Strom produziert. Wenn der in Eigenregie erzeugte Strom auch nachts genutzt werden soll, empfiehlt sich eine zusätzliche Speicherlösung.
Je nach Dimensionierung kostet ein Balkonkraftwerk zwischen 500 und 1.500 Euro. In der Regel amortisieren sich die Kosten innerhalb von drei bis fünf Jahren. In den Bundesländern Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Sachsen können Fördergelder abgerufen werden. Auch manche Kommunen unterstützen die Verbraucher bei der Anschaffung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Fördergelder vor dem Kauf beantragt werden müssen.
Die Ermittlung des ertragreichsten Standorts
Der Standort eines Balkonkraftwerks entscheidet über die Ertragsmenge. Dabei sind die folgenden Aspekte zu berücksichtigen:
- Wenn die Module nach Süden ausgerichtet sind, wird der größte Ertrag erzielt. Allerdings ist es bei Haushalten, deren Bewohner tagsüber nicht zu Hause sind, sinnvoll, zwei Module nach Westen und zwei Module nach Osten blicken zu lassen, um Verbrauchsspitzen am Morgen und am Nachmittag abzudecken.
- Die meiste Sonneneinstrahlung wird eingefangen, wenn sich die Module etwa 30 ° nach hinten neigen.
- Verschattungen von Bäumen, Satellitenschüsseln oder Wänden beschneiden den Ertrag spürbar.
Vermieter informieren
Zwar besteht keine ausdrückliche Pflicht, den Vermieter oder die Eigentumsgemeinschaft über eine Installation zu informieren, sofern nicht in die Bausubstanz eingegriffen wird. Aus Gründen der Konfliktvermeidung sollten beide Parteien aber eingeweiht werden, zumal ein Balkonkraftwerk die optische Erscheinung eines Gebäudes verändert.
Balkonkraftwerk registrieren
Derzeit muss ein Balkonkraftwerk noch doppelt angemeldet werden. Es bedarf einer Registrierung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur sowie einer Meldung beim regionalen Versorgungsunternehmen. Es ist im Gespräch, dass es bei diesem Vorgang demnächst zu Vereinfachungen kommt.
Stecker-Solaranlage installieren
Der Lieferumfang eines Balkonkraftwerkes beinhaltet neben dem Wechselrichter und den Modulen ein Befestigungssystem sowie die notwendigen Kabel. Es ist ratsam, die Installation zu zweit durchzuführen und sich penibel an die Vorgaben des Herstellers zu halten. Dabei ist folgendermaßen vorzugehen:
- Das Befestigungssystem aufbauen und die Module festschrauben.
- Den Wechselrichter mit den Modulen verbinden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Gerät vor Nässe und direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist.
- Den Wechselrichter mit einer Haussteckdose verbinden.
Balkonkraftwerk testen
Nach der Installation kann die gesamte Anlage mit einem herkömmlichen Messgerät auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft werden. Am effizientesten lässt sich der Strom nutzen, wenn die großen Verbraucher wie Spülmaschine, Waschmaschine, Staubsauger oder Trockner tagsüber eingeschaltet werden.
Ist ein Speicher notwendig?
Um den Ertrag eines Balkonkraftwerks auch nachts nutzen zu können, empfiehlt sich der Kauf einer Solarbatterie oder einer auf Solarenergie ausgerichteten Powerstation. Eine Autobatterie ist nicht dazu geeignet, Solarstrom zu speichern. Die meisten Solarbatterien sind ab Werk mit einem entsprechenden Anschluss ausgestattet.
Welche Erleichterungen sind für 2024 zu erwarten?
Derzeit sind einige Verbraucher unsicher, was die gesetzlichen Regelungen für die Installation eines Balkonkraftwerks betrifft. Schon zu Beginn des Jahres 2023 wurde die Mehrwertsteuer für PV-Anlagen abgeschafft. Ende letzten Jahres sollte mit dem Solarpaket 1 ein umfangreiches Gesetz erlassen werden und ab 1. Januar 2024 Gültigkeit besitzen.
Dieser Vorgang hat sich aufgrund der anhaltenden Diskussionen um den Bundeshaushalt verzögert. Im Moment wird davon ausgegangen, dass das Gesetz im Frühjahr in Kraft treten wird. Solarpaket 1 beinhaltet mehrere Erleichterungen für Balkonkraftwerke, die bei einem jetzigen Kauf beachtet werden sollten.
Höhere Nennleistung
Wie schon eingangs erwähnt, wird es zu einer Erhöhung der Nennleistung auf 800 Wp kommen. Dieser Wert ist von der Europäischen Union (EU) abgesegnet und besitzt in vielen Mitgliedsstaaten Geltung.
Weniger Bürokratie
Zukünftig wird nur noch eine Anmeldung bei der Bundesnetzagentur notwendig sein. Diese kann online vorgenommen werden und ist innerhalb weniger Minuten erledigt.
Kein Zähleraustausch
Ein Balkonkraftwerk ist nicht dazu gedacht, Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen. Trotzdem kommt dies bei guten Wetterlagen vor. Daher hat der Gesetzgeber veranlasst, alte Ferraris-Zähler auf Kosten des zuständigen regionalen Versorgers durch Zähler mit Rücklaufsperre auszutauschen, bevor eine Inbetriebnahme gestattet wird.
Allerdings kommen die Versorgungsunternehmen dieser Pflicht aufgrund der großen Nachfrage nur zögerlich nach. Um die Inbetriebnahme eines funktionstüchtigen Balkonkraftwerks nicht unnötig zu blockieren, wird diese Regelung bis auf weiteres ausgesetzt.