Wie die Covid-19 Pandemie die deutsche Gastronomie verändert
Besonders das Gastgewerbe in Deutschland litt unter den hygienebedingten Einschränkungen und musste sich von Lockdown zu Lockdown zu hangeln, was für viele Betriebe existenzbedrohend war.
Kreative Lösungen aus der Misere
In diesen verzweifelten Zeiten griffen viele Wirte darum zu kreativen Lösungen aus der wirtschaftlichen Misere. So wurde beispielsweise manch eine Bar zum Secondhandshop umfunktioniert, in dem statt Bier nun Schmuck in bedruckten Leinensäckchen über den Tresen gereicht wurden. Thematisch spezifische Lokale wie portugiesische Cafés oder spanische Tapas-Bars verkauften Produkte, die sonst auf der Karte angeboten wurden, stattdessen als Einzelhandelswaren.
An anderen Orten wiederum bibberten treue Gäste vor den Lokaltüren neben Heizstrahlern und umklammerten heiße Glühweintassen in winterlicher Kälte. Damit die Abstände gewahrt werden konnten, bauten Restaurants Miniaturgewächshäuser für ihre Gäste und sagten den Aerosolen den Kampf an, in dem sie in Luftfilteranlagen investierten. In Cafés hievten Angestellte Tische und Stühle in Kellern, damit die Kapazitäten nur noch zur Hälfte ausgelastet waren und dekorierten die Gasträume mit Desinfektionsspray und Hygienehinweisen statt frischen Blumen.
„Corona-Tief“ blieb dennoch nicht aus
Am Ende und trotz aller Bemühungen verharrte die deutsche Gastronomie dennoch in einem winterlichen Lockdown von mehreren Monaten. Viele Betriebe sahen sich während dieser Zeit nicht nur einmal dem finanziellen Ruin gegenüber. Die Einnahmen sanken rapide und konnten in den Sommermonaten kaum aufgeholt werden. Das Wort „Corona-Tief“ wurde geprägt. Dieser Neologismus stürzte überdurchschnittlich viele Betriebe in eine solch dramatische Wirtschaftslage, dass ihre Wirte eine Schließung in Betracht ziehen mussten.
Das Außer-Haus-Geschäft als neues StandbeinObwohl die monatelangen strengen Lockdowns nun langsam vorbei zu sein scheinen, kämpfen viele Wirte nach wie vor mit den Folgen. Darum ist der Außer-Haus-Betrieb, auf den viele Betriebe während der Lockdowns umstellten, weiterhin ein wichtiger Stützpfeiler und verändert die Gastronomielandschaft einschneidend. Nach der Covid-19 Pandemie ist es beinahe in jedem gastronomischen Betrieb möglich die Speisen und Getränke auch abzuholen oder gar liefern zu lassen. Dies war vor den lockdownbedingten Einschränkungen nur vereinzelt möglich und eher auf Lieferungen spezialisierten Lokalen vorbehalten.
Trend der Nachhaltigkeit kommt auch in der Gastronomie an
Angesichts der prozentual immer weiterwachsenden Bevölkerung, die auf Nachhaltigkeit achtet, können sich auch gastronomische Betriebe zudem kaum gegen eine Umstellung auf ökologische Werte wehren. Dies ist besonders im bereits erwähnten Außer-Haus-Geschäft relevant, auf das nun viele Betriebe ihre Einnahmen fußen.
War das Verpackungsmaterial bis vor Kurzem häufig noch von einer wasserabweisenden Plastikschicht überzogen, sind diese nun immer öfter aus biologisch abbaubarer Pappe angefertigt oder wieder verwertbar. Dabei wird natürlich auch auf ästhetische Ansprechbarkeit geachtet. Anstatt nackte Getränkeflaschen als Beigabe zum abgeholten Mittagstisch anzubieten, werden diese beispielsweise in schicken Leinenbeutel zum Verkauf drapiert.
Damit reagiert die deutsche Gastronomie auf zwei einschneidende Krisen zu gleich: Die Covid-19 Pandemie und der damit einhergehenden existenzbedrohenden Lockdowns sowie der herannahenden Klimakatastrophe. Die vermehrte Umstellung auf Außer-Haus-Betrieb erscheint zum jetzigen Zeitpunkt als dauerhafte Veränderung, auch wenn die nach den Lockdowns wieder bis zum letzten Platz gefüllten Lokalen eines zur wunderschönen Gewissheit machen: Essengehen ist Teil einer Lebensqualität, auf die niemand dauerhaft verzichten möchte.