Wareneinkaufsfinanzierung - Was es ist und wie es funktioniert
Doch wie gelingt das, wenn das Preise an allen Ecken und Enden steigen oder nur die Abnahme großer Mengen einen günstigen Preis garantieren? Statt eines meist teuren Kreditvertrags gibt es eine günstige Lösung für derartige Probleme. Diese wird Wareneinkaufsfinanzierung oder auch Finetrading genannt. Der englische Begriff setzt sich aus den Worten „Finance“ (zu Deutsch Finanzierung) und „Trading (also Handel) zusammen und macht den Charakter dieser Finanzierungsalternative, nämlich den Wareneinkauf durch Fremdfinanzierung zu gewährleisten, deutlich. Beliebt ist diese Art der Finanzierung sowohl bei Start-up, Kleinunternehmen und Mittelständlern oder auch im Saisongeschäft.
Doch wie läuft die Wareneinkaufsfinanzierung genau ab? Das Unternehmen schließt einen Rahmenvertrag mit einem Finetrader, auch Einkaufsfinanzierer genannt, ab. Wie gewohnt verhandelt das Unternehmen im Anschluss die Konditionen des angestrebten Geschäfts mit dem Lieferanten. Statt die Rechnung selbst zu begleichen, springt nun jedoch der Finetrader als Zwischenhändler ein. Er begleicht die Rechnung unverzüglich, wodurch auch Skonto genutzt werden kann. Mit der Zahlung der Rechnung erwirbt der Zwischenhändler die Ware für einen festgelegten Finanzierungszeitraum während die Ware selbst direkt an das Unternehmen geliefert wird. So kann die Waren sofort mit der Lieferung vom Unternehmen in Anspruch genommen werden, muss jedoch erst in einem festgelegten Finanzierungszeitraum beim Finetrader inklusive Finanzierungsgebühr bezahlt werden. Dieses Zahlungsziel liegt bei Inlandsgeschäften meist bei 120, bei Auslandsgeschäften sogar bei 180 Tagen.
Die Vorteile der Wareneinkaufsfinanzierung liegen für das Unternehmen nicht nur in der verbesserten Liquidität und dem verlängerten Zahlungsziels. Zudem werden die Kreditlinien und die Sicherheiten bei der Bank entlastet. Auch die Verhandlungsposition gegenüber dem Lieferanten verbessert sich stark. Der Grund ist offensichtlich: Muss der Lieferant nicht auf sein Geld warten, stärken sich die Lieferantenbeziehungen und das Unternehmen kann unter Umständen mehr Waren abnehmen und erhält im Gegenzug höhere Preisnachlässe. Ein weiteres Plus der Wareneinkaufsfinanzierung: Statt erhobener Zinsen für Bankkredite, fallen beim Zwischenhändler Gebühren an. Diese stellen für das Unternehmen Nebenkosten dar und fließen so in die Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens ein.
In der Praxis ermöglicht die Wareneinkaufsfinanzierung dem Unternehmen zum Beispiel, Waren für die benötigte Produktion und letztlich den Umsatz zu nutzen, während das Zahlungsziel noch in der Zukunft liegt. Wichtig ist das beispielsweise, um im Saisongeschäft die benötigten Rohstoffvolumen zu ordern ohne die eigenen liquiden Mittel zu belasten. Eine andere Einsatzmöglichkeit liegt in der Rohstoffbevorratung. So können Lagerbestände durch die Wareneinkaufsfinanzierung mit größeren Warenabnahmen zu günstigen Preisen strategisch bevorratet werden.
Als Fazit kann man sagen, dass die Wareneinkaufsfinanzierung für Unternehmen in Frage kommt, die unabhängig von Banken ihre Liquidität verbessern möchten.