Wachsender Cannabis-Standort in Ebersbach
Rund sechs Kilometer außerhalb der 4.795-Seelen-Gemeinde Ebersbach nahe Dresden liegen die Produktionsstätten des deutschen Cannabis-Startups Demecan. Die Unternehmensbezeichnung Demecan steht für „Deutsches Medizinal Cannabis“. Der Betrieb ist eines von drei Unternehmen, die in Deutschland Cannabis zu medizinischen Zwecken anbauen dürfen.
In welchen Bereichen Cannabis medizinisch eingesetzt wird
Cannabis hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit als potenzielle
Alternative zur Behandlung verschiedener Krankheiten auf sich gezogen. Die
Abgabe von medizinischem Cannabis erfolgt ausschließlich in Apotheken gegen
Vorlage eines Betäubungsmittelrezepts. Die Kosten werden von den gesetzlichen
Krankenkassen übernommen.
Die pflanzliche Medizin enthält mehr als 100 chemische Verbindungen, die als
Cannabinoide bekannt sind. Zwei dieser Verbindungen - Cannabidiol (CBD) und
Tetrahydrocannabinol (THC) - werden am häufigsten untersucht. CBD, das nicht
psychoaktiv ist, wird oft als Behandlung für Epilepsie, Angstzustände und Depressionen eingesetzt.
Es hat auch mögliche Anwendungen bei der Behandlung von Parkinson-Krankheit,
Schizophrenie und Multiple Sklerose gezeigt. THC, das psychoaktiv ist, kann bei
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Angstzuständen und Schlafstörungen helfen. Es kann
auch bei der Behandlung von Glaukom, Muskelspasmen und Schmerzen eingesetzt
werden.
In einigen Staaten und Ländern, in denen medizinisches Marihuana legalisiert
ist, wird es auch zur Behandlung von Krebs, Alzheimer und PTSD eingesetzt. Es
gibt jedoch noch nicht genügend Beweise, um seine Wirksamkeit bei diesen
Krankheiten vollständig zu bestätigen.
Es gibt einige Studien, die darauf hindeuten, dass man Kopfschmerzen mit Cannabis behandeln kann.
Cannabis-Standort Ebersbach – Zeichen stehen auf Wachstum
Seit 2017 darf Cannabis in Deutschland ärztlich verschrieben werden, um
schwerwiegende Erkrankungen zu behandeln. Für den Mediziner Dr. Adrian Fischer,
den Ökonomen Dr. Cornelius Maurer und den Juristen Dr. Constantin war die
Freigabe von Cannabis als Medikament zur Schmerzbehandlung der Auslöser für die
Gründung von Demecan. Im Mai 2019 wurde die Demecan GmbH als eines von drei
Unternehmen mit der Produktion von Cannabisblüten für medizinische Zwecke in
Deutschland beauftragt.
Das Unternehmen erwarb das 100.000 Quadratmeter große Produktionsgelände in
Ebersbach im Sommer 2020. In weniger als 15 Monaten Bauzeit wurde das Gebäude -
ein ehemaliger Schlachthof - zur größten Indoor-Produktionsanlage für Cannabis
in Europa umgebaut. Für die Produktion in Ebersbach hatten die Gründer von
Demecan nach eigenen Angaben 20 Millionen Euro investiert: 30 Prozent davon aus
Fördertöpfen, der Rest aus Mitteln von Investoren. Unter strengsten
Sicherheitsauflagen wachsen in Ebersbach seit Oktober 2021 rund 4.000
Hanfpflanzen, von denen ein großer Teil in der Schmerztherapie eingesetzt wird. Ende 2022 konnte das Unternehmen eine weitere
Finanzierungsrunde mit einem Volumen von insgesamt 15 Millionen Euro
abschließen.
Laut Demecan ist die Möglichkeit, die Produktion mit überschaubaren
Investitionen zu erweitern, ein Vorteil des großen Geländes in Ebersbach.
Insgesamt wächst die Nachfrage kontinuierlich: Allein im Jahr 2021 wurden rund
20,6 Tonnen Cannabis importiert, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte(BfArM) mitteilte.
Nunmehr hat die Bundesregierung die teilweise Legalisierung von Cannabis auf
den Weg gebracht. Im April 2023 hatten Gesundheitsminister Karl Lauterbach
(SPD) und Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) die Pläne für die kontrollierte
Abgabe über Vereine sowie den privaten Eigenanbau vorgestellt. Angesichts
dieses Rahmens wird von einem deutlich höheren Bedarf ausgegangen, der
vermutlich in einem nicht unerheblichen Maße von dem Cannabis-Unternehmen in Ebersbach gedeckt
werden soll.