Die Cleveland Clinic im US-Bundesstaat Ohio hat diesbezüglich eine Umfrage durchgeführt, bei der 35 % der Männer angaben, nur dann gerne über ihre Gesundheit zu sprechen, wenn es Sportverletzungen betraf. Heikler wird es bei Themen wie Übergewicht, zu hohem Blutdruck, Depressionen, Krebs, Verdauungsproblemen, Impotenz und anderen urologischen Problemen. Eine häufige Antwort in Bezug auf diese Themen lautete, dass sie sich nicht wohlfühlten, darüber zu reden.
Am ehesten sind Männer noch bereit, mit ihrer Partnerin über gesundheitliche Probleme zu reden. Gleich danach kommt der Hausarzt. Das könnte der Grund sein, dass verheiratete Männer eine zehn Prozent höhere Lebenserwartung haben als alleinstehende Männer. Jeder fünfte Mann gab zu, nur deshalb zum Arzt gegangen zu sein, weil ihre Partnerin sie dazu gebracht hatte.
Das alles zeichnet ein ernüchterndes Bild. Möglicherweise gibt es aber Hoffnung, weil der Zugang zur medizinischen Versorgung durch die Telemedizin einfacher und diskreter wird. Ein virtueller Arztbesuch dauert weniger lange und die Männer bekommen die Möglichkeit, peinliche Symptome einer diskreten und räumlich weit entfernten Person mitzuteilen.
Oft geben Männer auch an, zu beschäftigt zu sein, um zum Arzt zu gehen. Wenn man sich überlegt, wie lange es dauert, einen Termin zu vereinbaren, zur Arztpraxis zu fahren, im Wartezimmer herumzusitzen, Formulare auszufüllen und zur Apotheke zu gehen, ist es verständlich, dass viele so denken. Auch für Video-Konsultationen braucht man immer noch einen Termin und manche Menschen haben eine Abneigung dagegen, auf Video aufgenommen zu werden. Die Schwelle sinkt allerdings, weil die Männer zu fast jeder Tageszeit mit einem Arzt sprechen können und das nur wenige Minuten dauert. Außerdem können sie dabei in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.
Sehr vorteilhaft ist diese Form des Arztbesuches auch für alle, die abseits der größeren Städte leben, und die sonst einen längeren Anfahrtsweg auf sich nehmen müssten.
Die Hemmschwelle, über peinliche Themen zu reden, sinkt
Viele Männer finden die Vorstellung peinlich, über bestimmte Krankheiten und Symptome zu reden. Laut Untersuchungen sind Patienten offener und ehrlicher, wenn sie über die Telemedizin behandelt werden. Von Angesicht zu Angesicht mit einem Arzt zu sprechen wäre deutlich unangenehmer.
Neben Potenzproblemen und Geschlechtskrankheiten rangieren Depressionen bei den peinlichen Leiden weit vorne. Manche Männer erkennen nicht einmal die Symptome von Depressionen und Angststörungen. Sie kompensieren ihre Leiden, indem sie trinken oder sehr lange arbeiten. Generell ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Hilfe suchen, geringer als bei Frauen.
Eine asynchrone Plattform, die es ihnen ermöglicht, offen mit einem diskreten Betreuer zu sprechen und dessen Ratschläge anzunehmen, kann dazu beitragen, dass sich mehr Männer mit ihrem Problem, medizinische Hilfe zu suchen, auseinandersetzen und ihr Verhalten ändern.
Frühzeitige Untersuchungen verhindern schwere GesundheitsproblemeManche ignorieren auch Symptome, die sie für Kleinigkeiten halten und gehen erst dann zum Arzt, wenn die Situation kritisch wird. Wenn sie jedoch die Möglichkeit bekommen, sich schnell und diskret behandeln zu lassen, ohne dass sie persönlich irgendwo hingehen müssen, sind sie eher bereit, verdächtigen Symptomen auf den Grund zu gehen. Eine frühzeitige Untersuchung kann viele schwerwiegende Probleme abwenden. Durch die Konsultation über das Internet steigt bei vielen die Bereitschaft, persönlich zum Arzt zu gehen.
Viele Unannehmlichkeiten, die normalerweise mit Arztbesuchen verbunden sind (etwa kalte Untersuchungsräume und demütigende Patientenkittel) lassen sich durch Telemedizin umgehen. Somit wird es für Männer etwas leichter, jederzeit und von zu Hause aus an medizinische Versorgung zu kommen.