Sachsen liegt in der deutschen Geburtenstatistik weit vorn – aber die Bevölkerung schrumpft trotzdem

Ländervergleich und Trend
Die Fertilitätsrate pro Frau beträgt in Deutschland seit Jahrzehnten deutlich
unter 2. Das heißt, dass jede Frau im Laufe ihres Lebens im Durchschnitt
weniger als zwei Kinder bekommt. Um eine konstante Bevölkerung zu erhalten,
wäre aber sogar ein Wert leicht oberhalb von 2 notwendig. Auch ein Trend: In
den neuen Bundesländern ist die Geburtenrate mittlerweile
etwas höher als in den
alten Bundesländern, und zwar trotz zum Teil schwierigerer Arbeitsplatz- und
Wirtschaftssituation. Sachsen liegt derzeit mit einer Fertilitätsrate von 1,66
auf Platz 3 im Ländervergleich, während Brandenburg mit 1,69 führt und das
Saarland mit 1,49 Schlusslicht ist.
Im europäischen Vergleich befindet sich Deutschland mit durchschnittlich 1,57
Kindern pro Frau im Mittelfeld. An der Spitze liegt derzeit Frankreich mit 1,88
- selbst zum zweiten Platz Schweden (1,76) haben die Franzosen einen deutlichen
Vorsprung. Den letzten Platz belegen hier Spanien (1,26) und Malta (1,23).
Zurück zu unserem Bundesland: Der Trend der schrumpfenden Bevölkerung hält hier
seit den 1970er Jahren an: Von 5,4 Millionen Einwohnern ist die Zahl auf
mittlerweile 4,2 Millionen zurückgegangen. Prognosen des Statistischen
Landesamtes gehen von einer weiteren Reduzierung im Verlauf der kommenden
Jahrzehnte aus und sagen für 2060 eine Einwohnerzahl von 3,4-3,8 Millionen
voraus.
Komplexe Ursachensuche
Eine Umfrage von Zava geht den
Ursachen auf den Grund und hat über Eintausend Frauen in Deutschland befragt, warum sie ihren
Kinderwunsch vertagen, welche Einflüsse auf die Entscheidung einwirken und wie
das optimale und maximale Alter für das erste Kind eingeschätzt wird.
Besonders interessant: Die Umfrage, warum sich Frauen gegen Kinder entscheiden.
Dabei erschien die Befürchtung, das Kind werde zu hohe Kosten verursachen bzw.
sich mit der persönlichen finanziellen Situation nicht vereinbaren lassen, an
erster Stelle. Auch der Wunsch, zuerst eigene Wünsche und Träume umzusetzen,
also der Punkt “Selbstverwirklichung” wurde besonders häufig genannt und
landete damit auf dem zweiten Platz. Gleichauf jedoch mit diesem Argument war
schlicht die Aussage, dass die befragte Frau kein Bedürfnis habe, Kinder zu
bekommen – eine völlig berechtigte und offenbar nicht zu vernachlässigende
Einstellung. Mit Blick auf Sachsen kann man auch hier bedeutsame Unterschiede
feststellen: Unser Bundesland belegt mit nur 21 % Ja-Antworten bei der Frage nach
hohen Kosten als Grund gegen den Kinderwunsch den drittletzten Platz. Günstige
Lebensverhältnisse und niedrige Mieten machen es hier einfach, Nachwuchs zu
bekommen, da sich preiswert Wohnraum finden lässt, um diesen großzuziehen.
Auch das Alter, in welchem die Mütter ihre ersten Kinder zur Welt bringen, hat
sich verändert. Waren es 2009 noch 28,8 Jahre, stieg das Erstgebärendenalter
bis 2019 auf 30,1 Jahre an. Die Zahl der Mütter über 40 hat sich in diesen
Jahren glatt vervierfacht.
Fazit
Sachsen ist in Sachen Nachwuchs nicht schlechter aufgestellt als andere Bundesländer, kann die fehlenden Geburten aber auch nicht durch Zuwanderung ausgleichen wie viele Gegenden in Westdeutschland. Neben älteren Müttern werden auch Veränderungen in der Altersverteilung (Stichwort Überalterung) noch bedeutsame Herausforderungen aufwerfen. Es braucht moderne Modelle, um für diese Bedingungen gewappnet zu sein.