Online Dating boomt in Corona-Zeiten
Die Kontaktbeschränkungen und die geschlossenen Kneipen und Clubs haben es für Singles unmöglich gemacht, sich offline auf Partnersuche zu begeben oder Freunde zu treffen. Während Familien unter ganz anderen Herausforderungen litten, vereinsamten Singles in ihren Einpersonenhaushalten.
Sobald die Gefahren durch das Covid-19 voll bekannt wurden, verhingen Politik und Stadtverwaltungen strenge Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Alle Geschäfte, die keine lebensnotwendigen Waren verkauften mussten schließen. Das bedeutete, dass alle Kneipen, Cafés, Eisdielen oder Clubs von einem Tag auf den nächsten die Türen zu lassen mussten. Das öffentliche Leben kam zum Erliegen und selbst im privaten Rahmen waren Treffen fast unmöglich.
Wer in dieser Zeit nicht im sicheren Netz von Partnerschaft und Familie lebte, wurde schnell einsam. Die einzige Möglichkeit noch neue Menschen kennenzulernen und mit anderen Singles in Kontakt zu kommen sind Singlebörsen – die damit für das Dating-Leben auf einmal viel wichtiger wurden.
Aber was machen kostenlose Singlebörsen mit uns? Sie gelten vielen immer noch als oberflächlich und beinahe als hinderlich, um neue Menschen kennenzulernen. Psychologen sind der Überzeugung, dass Singlebörsen ein kanalreduziertes Angebot bereitstellen. Denn die Nutzer sehen auf den Singlebörsen nur ein Foto ihres Gegenübers und lesen einen getippten Text. Alle anderen Aspekte zwischenmenschlicher Kommunikation, die eine große Rolle für die Attraktivität eines Menschen spielen, wie Geruch, Mimik und Körpersprache können die Nutzer einer Singlebörse erst bei einem ersten Treffen kennenlernen.
Das bedeutet nicht, dass die Online Dating-Angebote schlecht wären, denn ihr Angebot ist vor allem anders als das klassische Dating-Leben. Denn wer kann schon überzeugt behaupten, dass ein Kennenlernen auf der Tanzfläche einer Disko weniger oberflächlich wäre, als ein Chat?
Eine langfristige Studie wurde durch Corona verändert. Wissenschaftler wollten herausfinden, wie sich Menschen auf Dating-Plattformen verhalten und wie diese Plattformen für Kommunikation genutzt wird.
In diese Studie fiel die Corona-Pandemie – was für überraschende Erkenntnisse sorgte. Denn – auch wenn es für stichhaltige Aussagen noch zu früh ist – konnten die Wissenschaftler bereits feststellen, dass sich das Kommunikationsverhalten auf Tinder und co verändert hat. Denn während der Pandemie wurden mehr und mehr tiefgründigere Gespräche festgestellt. Zuvor waren die Chats auf Datingplattformen vielfach davon geprägt, dass sie eher kurz und oberflächlich waren. Mit der Corona-Pandemie, die echte Treffen deutlich schwerer machten, wurden die Chats tiefgründiger.
Die Gespräche wurden auch deutlich länger, was daran liegen könnte, dass die Nutzer der Singlebörsen mehr Zeit in diese Plattformen investiert haben.
Anstatt sich wie früher für ein reales erstes Treffen in einer Kneipe, Café oder Restaurant für das erste Date zu treffen, verabredeten sich Singles während der Corona-Krise für ein erstes Daten per Video-Chat. Hier entsteht ein ganz neues interessantes Kommunikationselement. Denn auch wenn man vielleicht die Wohnung von sich ein bisschen herrichtet, putzt und aufräumt, erlaubt so ein Video doch einen ganz anderen Einblick in die Lebenswelt des Gegenübers. In wieweit sich diese Entwicklungen auch über die Corona-Zeit hinaus erhalten bleiben, bleibt abzuwarten.