Gebrauchtwagen in Sachsen knapp und teuer
Und die Preise sind spürbar gestiegen. 5 – 15 % mehr als noch vor
zwei Jahren müssen für Gebrauchte jetzt gezahlt werden. Bei gefragten Modellen
kann es sogar noch deutlich mehr sein. In Einzelfällen wird für einen guten,
gefragten Gebrauchtwagen sogar mehr gezahlt als für das entsprechende Modell
als Neuwagen. Das klingt unglaublich, hat aber durchaus nachvollziehbare
Gründe.
Schuld sind vor allem die gestörten Lieferketten. Insbesondere der Chipmangel macht vielen Autobauern zu
schaffen.
Neuwagen rollen in geringerer Anzahl vom Band und die Lieferzeiten sind
entsprechend lang. In den letzten zwei Jahren gab es weniger Neuzulassungen.
Bei Miet- und Dienstwagen, die sonst schnell wieder als junge Gebrauchte auf
den Markt kommen, macht sich das bemerkbar. Die langen Lieferzeiten für
Neuwagen steigern gleichzeitig die Nachfrage nach guten Gebrauchtfahrzeugen.
Käufer müssen aufmerksam sein
Hohe Nachfrage und ein knappes Angebot wirken sich entsprechend auf die Preise
aus. Anders als bislang auf dem Gebrauchtwagenmarkt üblich, haben Kunden mittlerweile wenig
Verhandlungsspielraum. Auch bei Neuwagen stehen die Chancen auf Rabatte
schlecht.
Wenig seriöse Händler machen sich die Lage zunutze und versuchen nun auch minderwertige Gebrauchte zu hohen Preisen zu vermarkten. Verbraucherschützer raten deshalb
aktuell zu besonderer Vorsicht beim Gebrauchtwagenkauf. Wer auf einen
Fahrzeugwechsel nicht verzichten kann, sollte sich möglichst an bekannte Händler
mit einem guten Ruf halten. Wichtig ist eine gründliche Prüfung des Fahrzeuges.
Käufer sollten bei Interesse insbesondere die Fahrzeughistorie überprüfen. Sie liefert viele wertvolle Informationen zur
Anzahl der vorherigen Besitzer und ob das Fahrzeug beispielsweise auch
gewerblich genutzt wurde. Zudem gibt sie Aufschluss über Unfallschäden und
sorgt für Sicherheit bezüglich der Eigentumsrechte.
Eine Probefahrt und eine gründliche Überprüfung des Fahrzeugzustandes sollten
ebenfalls nicht fehlen. Idealerweise lassen Käufer diese in einer neutralen Werkstatt durchführen. Ist das nicht möglich, sollten Käufer
sich Zeit nehmen, um den Gebrauchtwagen selbst gründlich zu untersuchen.
Besonders bei ungewöhnlichen Fahrgeräuschen und Roststellen ist Vorsicht
geboten. Rost kann vor allem am Unterboden problematisch sein. Er sollte deshalb bei jeder Fahrzeugbesichtigung
in Augenschein genommen werden.
Besonders abzuraten ist aktuell von Käufen über das Internet nur anhand von
Fotos. Sie können kein vollständiges Bild vom Fahrzeugzustand liefern und einen
verfälschten Eindruck erzeugen.
Fast alle Marktsegmente betroffen
Sogar die zwischenzeitlich durch den Dieselskandal im Preis gesunkenen
Dieselfahrzeuge erzielen auf dem Gebrauchtwagenmarkt aktuell wieder hohe
Beträge. Schnäppchen machen, können Gebrauchtwageninteressenten aktuell nur bei gebrauchten Elektroautos und Plug-in-Hybriden. Sie sind auf dem
Gebrauchtwagenmarkt zwar selten, aber wenig gefragt, da Käufer hier bevorzugt
auf Neuwagen setzen.
Wer es aber nicht gerade auf ein Elektroauto abgesehen hat und nicht wirklich dringend ein neues Auto braucht, sollte mit dem Kauf lieber warten, bis sich die
Marktlage bessert. Das kann allerdings noch etwas dauern, denn eine Entspannung
der Marktlage ist noch nicht in Sicht. Nach wie vor gibt es Schwierigkeiten bei
den Lieferketten. Autos, die heute nicht produziert werden, werden in Zukunft
auf dem Gebrauchtwagenmarkt fehlen. Frühestens ab 2023 erwarten Experten eine
langsame Normalisierung auf dem Markt.