Im Zentrum der Debatte stehen dabei auch immer wieder Drogeriemärkte, denn einerseits werden dort Produkte verkauft, die heutzutage zum Grundbedarf zählen, andererseits gibt es auch zahlreiche Waren, bei denen das nicht so ist. Alleine ein Blick in das Rossmann Prospekt reicht aus, um sich einen Überblick über das diverse Sortiment zu verschaffen, das Drogerien anbieten. Sollten Drogeriemärkte also weiter geöffnet bleiben oder könnte die Bevölkerung darauf verzichten?
Als systemrelevant werden Tätigkeiten und Branchen bezeichnet, die notwendig sind, um die Gesellschaft auch in einer Ausnahmesituation am Laufen zu halten. Ziel ist es, der Bevölkerung in Krisenzeiten ein möglichst normales und sicheres Leben zu ermöglichen, indem die Grundversorgung abgesichert ist.
Denn würden beispielsweise im derzeitigen Lockdown alle Zuhause bleiben, würden Nahrungsmittel weder geerntet noch produziert werden, Supermärkte und Krankenhäuser würden geschlossen bleiben, die Müllentsorgung würde lahm liegen und auch zahlreiche andere Bereiche wären betroffen.
Deshalb gibt es Berufsgruppen, die als systemrelevant eingestuft werden, da sie zur Aufrechterhaltung des Systems beitragen. Welche Berufsgruppen das sind, legt jedes Bundesland selbst fest.
Zwar haben Drogeriemärkte, wie Rossmann, Müller und DM in den meisten Bundesländern geöffnet, doch die Systemrelevanz der Drogeriemärkte ist nach wie vor umstritten. Zwar werden dort für die Grundversorgung wichtige Produkte, wie Toilettenpapier, Babynahrung, Nahrungsmittel, Seife, Waschmittel und Co verkauft, andererseits verkaufen vor allem große Drogerieketten, wie Müller beispielsweise auch Spielwaren.
Bereits letztes Jahr um die Osterzeit wurde diskutiert, weil Vertreter des Spielwarenhandels argumentieren, dass es zu verstärkten Menschenansammlungen und damit zu einer erhöhten Ansteckungsgefahr in Drogeriemärkten kommen könnte, wenn Menschen dort Oster-Geschenke kaufen. Experten hielten dieses Argument jedoch für vorgeschoben. Für den Spielwarenhandel, der nicht als systemrelevant gilt, ist das ein harter Schlag, denn das Ostergeschäft macht einen großen Teil ihres Umsatzes aus.
Die meisten Supermarktketten führen viele der relevanten Produkte, die in Drogeriemärkten verkauft werden und eine Öffnung von Müller, Rossmann und DM ist aus diesem Blickwinkel nicht zwangsläufig systemrelevant. Doch die Supermärkte ächzen auch unter der Last des plötzlichen Ansturms, was zu Beginn der aktuellen Krise deutlich an leergefegten Regalen zu sehen war.
Zwar haben sich die Hamsterkäufe seit dem ersten Lockdown nicht wiederholt, doch die letzten Monate haben gezeigt, dass Menschen tatsächlich mehr Zeit in Supermärkten verbringen, seit die meisten anderen Geschäfte des Einzelhandels geschlossen sind. Einsamkeit ist derzeit für viele eine Herausforderung und so ist der Einkauf oft eine der wenigen Gelegenheiten, unter Menschen zu kommen.
Vor allem für die Mitarbeiter bedeutet das
eine extreme Belastung und so haben viele SB-Warenhäuser ihre
Bewerbungsverfahren erleichtert, um mehr Arbeitskräfte einzustellen und damit
ihre Arbeitnehmer zu entlasten. Die Öffnung der Drogeriemärkte, die viele
Produkte führen, die für die Grundversorgung heutzutage entscheidend sind,
unterstützen damit nicht nur das System, sondern auch die überlasteten
Supermarktketten.
Schlussendlich sollte bei der Entscheidung, welche Branchen systemrelevant sind, nicht nur das Produktsortiment im Vordergrund stehen, sondern vor allem die Gesundheit der Menschen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten. Sie tragen die Versorgung einer ganzen Nation auf ihren Schultern. Die Drogerieketten Rossmann, Müller und DM tragen ihren Teil zur Aufrechterhaltung der Gesellschaft bei, auch, wenn sie Profit daraus schlagen.