Die Zufriedenheit der Pflegekräfte: Was hat sich während der Pandemie verändert?

Laut Umfragen zur Zufriedenheit des Pflegepersonals spielen 32 Prozent des Pflegepersonals mit dem Gedanken, ihren Job an den Nagel zu hängen. Tritt dieser Fall ein, ist das Gesundheitssystem am Ende.
Viele Pflegekräfte wechseln den Beruf
Schon vor Corona wurde massive Kritik laut, wenn es um das Gesundheitssystem, die Arbeitsbedingungen der Angestellten und deren Bezahlung ging. Wer Menschen pflegt, muss täglich physische und psychische Höchstleistungen bringen, denn es geht um den Umgang mit Menschen und Anteilnahme an jedem einzelnen Geschick.
Als die erste Coronawelle für unzählige neue Patienten sorgte, gaben ca. 9000 Menschen laut Bundesagentur für Arbeit ihren Pflegejob auf. Die Gründe?
● Hohe Infektionsgefahr
● Regelmäßiges Arbeiten an den Wochenenden
● Unverändert schwierige Arbeitsbedingungen
● Unterbezahlung und kaum Prämien
Das Arbeiten ohne gerechte Entlohnung wird dafür sorgen, dass weitere Fachkräfte ihren Job kündigen werden. Wenn es am Nötigsten fehlt, um die Sicherheit des Pflegepersonals zu gewährleisten (erinnern wir uns daran, dass zu Beginn der Pandemie Schutzmasken und qualitative Einweg-Untersuchungshandschuhe Mangelware waren), sollte nachvollziehbar sein, warum sich Menschen nach einem anderen Job umsehen.
Druck, Angst und Unsicherheit im Berufsalltag
Viele Pflegekräfte gaben in Umfragen an, dass sich das Klima im Berufsalltag verändert habe. Der Druck auf die Menschen sei gewachsen, die Stimmung habe sich verschlechtert und die Angst, sich ebenfalls mit dem Virus zu infizieren, sei allgegenwärtig. Hinzu kommen die verschärften Hygienemaßnahmen, die nicht nur physische Auswirkungen haben. Schutzmasken signalisieren immer eine Art Distanz, die bei der Betreuung kranker und alter Menschen fehl am Platz ist.
78 Prozent des Pflegepersonals geben an, dass sich ihr Alltag drastisch gewandelt habe. Der Kontakt zu den eigenen Angehörigen hat sich aus Sicherheitsgründen verringert. Die Schutzkleidung ruft beklemmende Gefühle hervor. Viele Pflegepersonen fühlen sich einem noch massiveren Zeitdruck ausgesetzt, als es vor der Pandemie der Fall war. Die Hälfte aller Befragten klagte über eine zunehmende physische Belastung. Doch am größten ist der psychische Druck, dem alle Pfleger und Pflegerinnen ausgesetzt sind.
Obwohl sich die Corona-Lage derzeit in den Krankenhäusern beruhigt hat, gibt es keine Veränderung der Situation des Pflegepersonals. Von Entspannung kann also keine Rede sein.
Seit über einem Jahr sind Pflegekräfte praktisch im Ausnahmezustand und kümmern sich in jeder Minute um ihre Patienten. Sie können keinen Sicherheitsabstand einhalten, wenn es darum geht, Patienten zu waschen, ihnen beim Ankleiden und bei den Mahlzeiten zu helfen. Sie setzen sich jeden Tag einer realen Gefahr aus und bekommen dafür ein symbolisches Dankeschön, das nicht satt macht.
Sollte uns Corona weitere Infektionsanstiege bescheren, kann es passieren, dass das Pflegepersonal nicht mehr ausreicht. Denn weiterhin an der falschen Stelle zu sparen, wird seine Konsequenzen haben. Zum Leidwesen der Patienten.